Urlaubschecker Blog

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Trip Review: Bergamo

Nur ca. 50 km von Mailand entfernt, liegt die unscheinbar kleine italienische Stadt, die auf jeden Fall eine Reise wert ist. Bergamo unterteilt sich in die moderne Unterstadt „Città Bassa“ und die antike Oberstadt „Città Alta„, die sich auf einem 380 Meter hohen Hügel befindet. Die beiden Teile sind durch die venezianische Stadtmauer getrennt, die seit dem Jahr 2017 zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt.

Easy Flugzeug Anreise

Vom Flughafen Bergamo-Orio al Serio ist man in 6 km bei der Città Bassa und braucht mit dem öffentlichen Bus (Linie 1) nur 20 Minuten zum Piazzale Guglielmo Marconi. Der zentralgelegene Platz ist eine beliebte Ausstiegstelle zu zahlreichen Hotels in der Gegend sowie zur Weiterfahrt mit anderen Buslinien.

Aufgrund optimalen Flugzeiten entschieden wir uns von Samstag auf Sonntag für einen Reise in die Lombardei. Genächtigt haben wir im Hotel Mercure Bergamo Centro Palazzo Dolci, bei der Viale Papa Giovanni XXIII, nur 300m von der Bushaltestelle entfernt. Die Lage war optimal, da man zu Fuß in 5 Minuten das Zentrum der Oberstadt und in 15 Minuten die Stadtmauer erreicht.

Mit dem Hotel an sich, machten wir keine guten Erfahrungen. Uns war bewusst, dass der Check In erst ab 14 Uhr möglich ist, fragten nach der Landung aber trotzdem nach ob ein Zimmer zufällig schon frei wäre. Empfangen wurden wir von einer unfreundlichen Rezeptionsdame, die uns auf 14 Uhr vertröstete. Das war kein Problem für uns, wir hatten ein straffes Programm. Wir ließen unsere Rucksäcke im Aufbewahrungsraum und machten uns auf den Weg die Stadt zu erkunden.

Cappuccino per favore

Zuerst brauchten wir ein italienisches Frühstück und viel Kaffee weil wir bereits um 7 Uhr in der Früh losgeflogen sind. Unser Wecker hat um halb 4 geläutet, viel Schlaf war also nicht drin. Am Weg in die Città Alta entdeckten wir einen Markt, den Artigiani del cioccolato. Ausgestellt wurden unterschiedliche Schokoladenprodukte wie Pralinen, Aufstriche, Liköre, Fondue-Früchte oder Canolli. Um 10 Uhr am Vormittag war nicht besonders viel los, dies änderte sich noch im Laufe des Tages.

Das beliebteste öffentliche Transportmittel, welches die Unterstadt mit der Oberstadt verbindet, ist die Funicolare Bergamo Alta. Die Standesseilbahn wurde im Jahr 1887 erbaut und transportiert Passagiere bei einer Steigung von 52 % etwa 85 Höhenmeter nach oben. Die Warteschlange war recht lang, allerdings passten überraschenderweise sehr viele Personen in den kleinen Waggon. Dementsprechend standen wir sehr dicht an den anderen Passagieren. Die Fahrt an sich ist weniger spektakulär, da die Aussicht hauptsächlich von einer Steinmauer versperrt wird.

Am Piazza Mercato delle Scarpe angekommen, fühlt man sich wie in einer komplett anderen Stadt. Mitten in dem Trubel, den engen Gässchen und den Pflastersteinwegen fanden wir den perfekten Ort zum Frühstücken. In der Bäckerei Nessi Bergamo Alta gibt es neben süßen Köstlichkeiten auch herzhafte Pizzaschnitten. Unbedingt kosten wollten wird das beliebteste Törtchen der Region, die Polenta e Osei dolce. Das Dessert wurde in Bergamo erfunden und soll das herzhafte Gericht Polenta e Osei salata (Polenta + gebratener Wildvogel) optisch nachahmen. Für die süße Variante wird weder Polenta noch Fleisch verwendet, im Jahr 2007 wurde sogar eine exakte Produktionsvorschrift publiziert. Die Halbkugel besteht aus Biskuitteig, der mit einer Haselnuss-Rum Creme gefüllt und mit einer gelben Marzipanschicht eingedeckt ist. Die Oberfläche wird mit Kristallzucker bestreut und mit einem Vogel aus Schokolade dekoriert.

Wir fanden die Polenta e Osei dolce ganz gut und können euch das Dessert zum Kosten weiterempfehlen. Kinder hingegen sollten lieber die Finger davon lassen. Den Alkohol in der Cremefüllung schmeckt man sehr deutlich heraus. Unser Törtchen war recht groß und kostete um die 4€. Wie wir später gesehen haben, werden in anderen Bäckereien viel kleinere Varianten um 1€ oder 2€ verkauft.

La Dolce Vita

Danach folgte ein Spaziergang durch die Altstadt, vorbei beim Piazza Vecchia Bergamo Alta und der Cattedrale di Sant’Alessandro zum Porta San Giacomo, einem der schönsten Tore der venezianischen Mauer. Insgesamt gibt es 4 Tore, die zur Oberstadt führen. Bei unserem Abstieg auf der sehr steilen Via Salita della Scaletta kamen uns immer wieder Menschen ohne Puste entgegen. Demnach empfiehlt es sich den Weg mit dem Funicolare hinaufzufahren und die Stufen hinunterzugehen.

Ein bisschen shoppen war natürlich auch drin. Bei der beliebtesten Einkaufsstraße Via XX Settembre ist die Auswahl an Geschäften überschaubar. Man findet neben einigen Boutiquen auch Marken wie Zara, Mango oder Sephora. Ein richtiges Shoppingparadies befindet sich gegenüber dem Flughafen, also in unmittelbarer Nähe zur Stadt. Das OrioCenter bietet auf einer Fläche von 105.000 m2 etwa 300 Geschäfte und mehr als 50 Restaurants.

Schneller als geplant fanden wir uns am Platz vor der Saint Leonardo Kirche wieder. Gegenüber entdecken wir gemütliche Bars, die bereits um 12:30 Uhr recht voll waren. Wie in den meisten italienischen Bars gibt es auch dort zwischen 18-21 Uhr spezielle Aperitivo Angebote. Zu unserem Erstaunen trafen sich die Italiener nicht zum Mittagessen, sondern bereits zum Trinken von Aperitif-Cocktails. Wir schlossen uns dem ungewöhnlichen Samstagsritual an und genossen unseren Aperol Spritzer neben der belebten Einkaufsstraße im Tassino Café.

Check-In?

Als nächstes ging es zum Check-In in unser Hotel. Obwohl es schon 14:30 Uhr war, erklärte uns die unfreundliche Rezeptionsdame, dass unser Zimmer noch nicht fertig sei und wir kurz in der Lobby warten sollen. Die Zeit verging und zu unserem Bedauern musste wir mit ansehen wie eintrudelnde Gäste vor uns eingecheckt wurden.

Nach einer Stunde sinnloser Wartezeit durften wir schlussendlich auf unser Zimmer, welches sehr abgekommen und mit einem schmutzigen Teppichboden ausgelegt war. Wir beschweren uns wirklich nicht oft über Hotelzimmer, dieses hat jedoch nicht dem gewohnten Mercure Standard entsprochen. Für den Preis gibt es bestimmt bessere Optionen in Bergamo.

Halbverhungert freuten wir uns auf eine Pizza in der Trattoria Da Adele. Allerdings stellten wir am Hinweg fest, dass die Pizzeria zu unserem Pech täglich von 15-18 Uhr geschlossen ist. Plan B: Wir holten uns zwei warme Pizzastücke in der Bäckerei Tresoldi La Boutique Del Pane. Die Teig war richtig fluffig und der Belag sehr schmackhaft. Auch der Rest der Produkte wie die Panini, Panzerotti und Dolci schauten sehr lecker aus, jedoch waren wir nach dem doch sehr großen Pizzastück ordentlich satt.

Nach einem Verdauungsspaziergang zurück in die Città Alta, waren wir bereit für die Nachspeise. Avisiert haben wir die Konditorei La Marianna, die ein prägender Ort für Mailand sowie den Rest der Welt ist. Hier erfand im Jahr 1961 der Eigentümer Enrico Panattoni das Stracciatella Eis. Obwohl es 5 Grad Außentemperatur hatte holten wir uns einen kleinen Eisbecher und einen warmen Kaffee to Go und wurden nicht enttäuscht. Das war das cremigste Stracciatella Gelato, das wir je gegessen haben.

Auf der Suche nach Mammuts

Nur wenige Meter entfernt befindet sich das Museo Civico di Scienze Naturali mit einer Sammlung an lokalen Tierpräparaten und Fossilien von mehr als 55.000 Exponaten. Die Hauptattraktion ist die beeindruckende Rekonstruktion eines Mammuts, die getreu der Ausgrabung einiger Mammut-Überreste nachstellt wurde. In Petosino fand man Reißzähne, einen Backenzahn, Teile eines Unterkiefers sowie Schulterblattes, zwei Wirbel und einige Knochen des gigantischen Säugetiers.

Wir mussten uns beeilen weil wir etwa eine Stunde vor der Schließung angekommen sind. Das Museum ist recht klein, daher hatten wir genügend Zeit um alle Exponate anzusehen. Die Ausstellung an sich ist besonders familienfreundlich gestaltet und bietet viele interaktive Stationen für Kinder. Abgesehen des Mammuts und der Dinosaurier Sammlung waren die restlichen Ausstellungsstücke weniger spektakulär, allerdings ist der Eintrittspreis von 3€ mehr als gerechtfertigt.

Abendessen Reservierung erforderlich

Aufgrund der ungewöhnlichen Mais- statt Weizenernte im 17. Jahrhundert wurde Polenta damals zu allen Mahlzeiten gegessen und diente als Grundnahrungsmittel in Bergamo. Einige Jahrhunderte später belebten Spitzenköche das einfache Gericht der Bauern wieder und führten es als Delikatesse der Region ein. Heutzutage wird Polenta entweder klassisch oder Taragna (mit Buchweizenmehl und Käse) vor allem mit Kaninchen, Braten oder Steinpilzen serviert und hat sich bei den Einheimischen zum klassischen Sonntagsgericht etabliert.

Schon vor unserem Abflug hatten wird das perfekte Restaurant mit authentischer lokalen Küche und guter Trip Advisor Bewertung gefunden. Auf der Website der Trattoria La Colombina wollten wir vorab einen Tisch mittels Quandoo reservieren, jedoch war kein einziger Tag wählbar. Wir waren der festen Überzeugung, dass das Tool nicht funktionierte. Vor Ort erfuhren wir, dass das Restaurant tatsächlich Monate im Voraus ausgebucht ist und es kein Problem mit dem Online-Tool gab. Wir hatten keine Chance auf einen freien Platz und mussten das Lokal enttäuscht wieder verlassen.

Nach einer sehr langer Suche und 20 Google Rezensionen später entschieden wir uns für das Restaurant Da Franco in der Via Bartolomeo Colleoni. Obwohl wir im Außenbereich sitzen musste war uns aufgrund der starken Heizstrahler überhaupt nicht kalt. Für eine traditionelle Hauptspeise muss man mit 18€ pro Portion rechnen, wobei ebenso der Gedeck Aufschlag von 2,5€ pro Person beachtet werden sollte. Bestellt haben wir das geschmortes Rindfleisch in rotem Valcalepio mit klassischer Polenta und die Polenta Taragna mit sautierten Steinpilzen. Beides war extrem gut und schmeckte 100 Mal besser als es aussah.

Da wir die letzten Gäste im Außenbereich waren, wurden die Heizstrahler rund um uns herum nach und nach abgedreht. Die Kälte war danach deutlich zu spüren und sehr unangenehm beim Wein trinken. Fairerweise muss man dazu sagen, dass das Restaurant nur bis 10 Uhr offen hatte und es schon fast 10 Uhr war. Davon abgesehen können wir Da Franco auf jeden Fall weiterempfehlen. Nach dem Abendessen schlenderten wir durch die fast leeren Altstadt Gassen und kauften uns eine lustige Nachspeise. Einen Haus des Geldes Biscotti, der wiederum besser aussah als er schmeckte.

Über der Altstadt

Am nächsten Tag wollten wir noch viel höher hinaus und machten uns auf den Weg in die Altstadt zur Porta Sant’Alessandro. Von dort führt eine zweite Seilbahn, die Funicolare S. Vigilio zum Castello Di San Vigilio. Das Schloss befindet sich auf eine Höhe von 496 m und bietet bei guten Wetterbedingungen eine wunderbare Aussicht über die Città Bassa sowie Città Alta und die restliche Umgebung. Den einzigartigen Ausblick kann man ebenso im Außenbereich des Michelin Guide ausgezeichneten Restaurants Baretto di San Vigilio genießen. Durch den Nebel, der über der Stadt hing, hatten wir leider eine miserable Sicht.

Nach dem Abstieg zu Fuß über die Via S. Vigilio genehmigten wir uns einen frischen Kaffee und ein gefülltes Croissant im wunderschön gestaltetem Gastgarten von La Marianna. Das Lokal befindet sich übrigens bei einer Haltestelle der Buslinie 1, der direkt zum Flughafen fährt. Aufgrund des hohen Bekanntheitsgrades war das Café äußerst voll, worauf der Service nur sehr langsam voran ging. Dies sollte berücksichtigt werden, wenn man vor dem Abflug „schnell“ einen Kaffee trinken möchte.

Da wir noch etwas Zeit hatten machten wir uns auf die Suche nach einem Souvenir. Dies gestaltete sich viel schwieriger als gedacht weil wir keine typischen Touristen Shops finden konnten. Schlussendlich wurden wir in einer Trafik fündig. Nach einem letzten Spaziergang über die Porta San Giacomo nahmen wir in der Città Bassa den Bus zum Flughafen und reisten erholt nach Hause.

Vera

2 Kommentar zu “Trip Review: Bergamo

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